Nicht sehen trennt von Dingen, nicht hören trennt von Menschen
Prof. Dr. Andreas P. Riederer
Veröffentlicht im Magazin „München Süd“
Ein funktionierendes Gehör trägt wesentlich zu einer guten sozialen Lebensqualität bei. Im Gegensatz zu den meisten anderen Sinnen schläft es nie. Das Ohr verar beitet mehr als doppelt so viele Eindrücke wie das Auge. Die Schallwellen werden von der Ohrmuschel aufgefan gen, im äußeren Gehörgang gebündelt und bringen über das Trommelfell die drei Gehörknöchelchen zum Schwin gen. Über die Fußplatte des Steigbügelknöchelchens werden die Flüssigkeiten des Innenohrs und dadurch auch die dort befindlichen Haarzellen (Sinneszellen) be wegt. Diese wandeln mechanische in bioelektrische Energie um. Die dadurch entstehenden Impulse werden über den Hörnerv und die zentralen Hörbahnen an das Gehirn weitergeleitet.
Erkrankungen des Ohrs wie Durchblutungsstörungen, Entzündungen oder Verletzungen verursachen zumeist eine Hörminderung und/oder Ohrgeräusche (Tinnitus) sowie Schwindel. Ohrschmalz ist die häufigste Ursache für eine Hörstörung. Die Altersschwerhörigkeit ist eine degenerative Veränderung des Innenohrs und beginnt bei den hohen Tönen. Betroffene berichten, dass sie vor allem bei Hintergrundgeräuschen nicht mehr das Einzel gespräch heraushören können (Party-Schwerhörigkeit).
Bei Hörstörungen werden vom Hals-Nasen-Ohrenarzt der Gehörgang und das Trommelfell mit dem Mikroskop untersucht sowie unterschiedliche Hörtests zur Lokali sation der Erkrankung durchgeführt. In einer schalldich ten Kabine wird bei der Reintonaudiometrie zwischen einer Störung des Mittelohrs und des Innenohrs unter schieden und die Tonlage der Hörstörung bestimmt. Wird hierbei eine Innenohrschwerhörigkeit diagnostiziert, so kann mit einem Sprachhörtest der prozentuale Hör verlust ermittelt werden. Bei kleinen Kindern kommen objektive Höruntersuchungen zum Einsatz (z.B. otoakus tische Emissionen). Hierbei werden verschiedene Töne über den Gehörgang in das Ohr gesendet und das ge sunde Innenohr soll dann einen anderen Ton reflektieren, der aufgezeichnet wird. Veränderungen am Hörnerv oder dem zentralen Nervensystem stellt man mit einer Mes sung der Hörimpulsgeschwindigkeit über Elektroden am Kopf fest.
Die Ursachen einer Hörminderung werden medikamen tös, chirurgisch oder mit Hilfsmitteln (unterschiedliche Hörgeräte, Cochlear-Implant) behandelt. Damit sich der Gehörsinn adäquat entwickelt, müssen frühkindliche Hörstörungen rechtzeitig versorgt werden. Viele ältere Patienten ignorieren ihre Schwerhörigkeit zu lange. Zum Augenarzt und Optiker gehen sie umgehend, wenn das Sehen schlechter wird. Eine Brille ist ja auch sozialfähig, ja sogar modisch. Beim Hörgerät stehen der Mangel an Ästhetik, das Stigma des Älterwerdens sowie die hohen Kosten und der Fremdkörper im Ohr dem sinnvollen Er werb gegenüber. Je ausgeprägter die Schwerhörigkeit und je weiter die Degeneration des Hörnervs fortge schritten ist, umso schwieriger wird die sogenannte Hör geräteversorgung. Dies ist auch dadurch begründet, dass die dafür notwendigen höheren Schalldrücke als zu laut empfunden werden. Es ist deshalb dringlich ratsam, rechtzeitig eine Versorgung der Schwerhörigkeit durch zuführen. Dass man heute einen Menschen als „dorad“ (hochdeutsch: schwerhörig) bezeichnet, sollte auf Grund der hervorragenden Versorgungslage durch HNO-Fach- ärzte und Hörgeräteakustiker in Bayern der Vergangen heit angehören.
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