Die Rachenmandelentzündung – Häufige Ursache unklarer Halsschmerzen

Prof. Dr. Andreas P. Riederer


Veröffentlicht im Magazin „München Süd“

Als PDF öffnen

In Hals-Nasen-Ohren(HNO)-Praxen stellen sich oft Patienten mit lang anhaltenden Halsschmerzen vor. Trotz Selbstmedikation oder Verordnung von adäquaten Medikamenten durch den Hausarzt tritt keinerlei Verbesserung ein. Einige dieser Patienten geben zudem einen beiderseitigen Ohrdruck an oder leiden an Ohrenschmerzen. In seltenen Fällen klagen sie sogar über starke therapieresistente Kopfschmerzen. Wenn der HNO-Arzt in den Mund schaut, sieht er in diesen Fällen oft eine Halsrötung mit Schleim- bzw. Eiterstraße an der Rachenhinterwand („post nasal drip“).

Seit einigen Jahrzehnten werden in der HNO-Heilkunde sehr dünne, kurze und an der Spitze leicht angeschrägte Endoskope zur Untersuchung der Nase bzw. des dahinter liegenden Rachenraumes verwendet. Nach einer circa viertelstündigen Vorbehandlung der beiden Nasenhöhlen mit abschwellenden Nasentropfen kann der HNOArzt die Nasenhöhlen bzw. den Nasenrachenraum endoskopisch gut untersuchen. Hier sieht man bei den oben beschriebenen Beschwerden in vielen Fällen eine eitrige Entzündung des Mandelgewebes am Nasenrachendach (Rachenmandeln – fälschlicherweise auch Polypen genannt). Bei dieser Entzündung kann es aufgrund der Lage – mitten im Kopf – zu starken Kopfschmerzen und auch ausstrahlenden Schmerzen in die Ohren kommen. Aufgrund der schlechten Zugänglichkeit wird dieses Krankheitsbild in vielen Fällen übersehen.

Nach Entnahme eines Abstrichs verordnet der HNO-Arzt ein entsprechendes Antibiotikum. Dieses muss über längere Zeit (bis zu 2 Wochen) eingenommen werden, da die Durchblutung der Rachenmandeln und damit die entsprechende Bioverfügbarkeit des Antibiotikums vor Ort leider nicht sehr gut ist. Zusätzlich werden Inhalationen durch die Nase und ein antientzündliches Nasenspray verordnet. Eine Gaumenmandelentzündung heilt der Regel nach deutlich schneller ab.